Machen Sie sich angreifbar, Nicole Pathé, pingcom.de

Mutige Führungskräfte machen sich angreifbar

Wenn es auf den Fluren still ist, . . .

. . . ist das im günstigen Fall ein Ausdruck eines konzentrierten Arbeitens hinter den Türen. Aber was ist, wenn das gar nicht zutrifft? Wenn in den Büros gar nicht gearbeitet, sondern getrascht und gelästert wird?

Dann ist es höchste Zeit, das Miteinander zu verändern und höchste Zeit, als Führungskraft deutlichen Einfluss auf die Veränderung zu nehmen.

Der Fisch stinkt immer vom Kopf – ein salopper Spruch, in dem viel Wahrheit steckt. Fragen Sie sich als Führungskraft, mit welchem Verhalten Sie Ihre Mitarbeiter zu einem offenen Dialog anregen können, weg vom Reden hinter dem Rücken.

Mutige Führungskräfte leben damit, sich angreifbar und manches Mal unbeliebt zu machen. Ihre Aussagen und Entscheidungen lösen teilweise Unverständnis und Gegenwind aus. Genau betrachtet, gehört es zu ihren Aufgaben und ist manchmal beabsichtigt. Denn ungleiche Meinungen führen in einem gesunden Miteinander zu lebendiger Auseinandersetzung und Klärung.

Eine Führungskraft, die sich zum Beispiel für die Restrukturierung eines Arbeitsbereiches ausspricht, löst in einem gesunden System kontroverse Diskussionen und kritische Fragestellungen aus.  „Welche Überlegungen haben zu der Entscheidung geführt? Was versprechen Sie sich von der Maßnahme? Wie soll das Arbeitspensum künftig verteilt werden? Wie wollen wir das schaffen ohne Mitarbeiter abzubauen? Ist die Entscheidung final?“

Über derartige Reaktionen dürfen sich Führungskräfte  freuen, denn die Mitarbeiter trauen sich offensichtlich, Fragen zu stellen, Diskussionen zu eröffnen und im Idealfall auch Kritik zu äußern.

Das Miteinander ist von einer Vertrauenskultur gekennzeichnet, in  der die Beteiligten sich einbringen und ihre Meinung äußern.

Das tun sie in der Regel sowieso – die Frage ist nur, wem gegenüber sie das tun. Kennen Sie den Tratsch-Virus? Er kursiert in manchen Unternehmen und ist daran zu erkennen, dass es auf den Fluren still ist – aber hinter den Türen tobt der Bär.  „Was hat sich der Chef denn  bloß bei der Entscheidung gedacht? Das kann doch nicht sein/ihr Ernst sein? Weiß der/die überhaupt, dass . . . ?“ Es wird kräftig übereinander geredet, aber keinesfalls miteinander.

Führen ist keine Einbahnstraße. Klarheit und Courage auf der einen Seite garantieren noch nicht paralleles Verhalten auf der anderen Seite. Wenn ein Chef mutig und klar Dinge auf den Punkt bringt, heißt das noch lange nicht, dass der Mitarbeiter den Ball aufnimmt und seine Anliegen ebenso klar und mutig adressiert. Umgekehrt sorgen klare Kritiken und Aussagen der Mitarbeiter nicht für eindeutige und klare Reaktionen der Führungskraft.

Es kann also in einer Abteilung, einem Arbeitsbereich einem Unternehmen nur darum gehen, ein Miteinander zu entwickeln, dass von Vertrauen gekennzeichnet ist.  Vertrauen heißt an der Stelle, dass sich jeder auf das verlassen kann, was der Andere sagt und auch auf das, was er nicht sagt. Es muss sich niemand fragen, was hinter dem Rücken geredet wird, es braucht niemand Angst zu haben, seine Meinung zu vertreten und Fragen zu stellen.

Mutige Führungskräfte setzen sich für ein vertrauensvolles Miteinander ein, indem sie vor allem

  • ihre Meinung äußern und lebendigen kontroversen Austausch provozieren
  • Mitarbeiter und Kollegen nach deren Meinung fragen
  • konstruktiv mit kritischem Feedback umgehen
  • ausdrücklich formulieren, welchen Stellenwert Klarheit und Courage für erfolgreiche Zusammenarbeit haben
  • Kriterien für Entscheidung nachvollziehbar vermitteln
  • Zusagen einhalten
  • Den Missbrauch von Vertrauen offenlegen und mit Konsequenzen versehen

 

Mehr zu Klarheit und Courage im Führungsalltag  finden Sie in meinem Buch „Feigling oder Führungskraft?“

Ein vertrauensvolles Miteinander wünscht Ihnen

 

Nicole Pathé