Walk the talk, Nicole Pathé, pingcom.de

Walk the talk

Was Führungskräfte und Navigationssysteme gemeinsam haben (sollten)

„An der nächsten Kreuzung links abbiegen und danach direkt rechts fahren“. Diesen und ähnliche Sätze hören Autofahrer täglich von ihren Navigationssystemen. Sie verlassen sich auf die Ansagen, folgen Empfehlungen, um Staus zu umfahren und freuen sich auf den Satz: „Ziel erreicht.“

Nicht auszudenken, die Stimme des Routenführers würde uns in die Wüste führen und statt nach Berlin ginge es direkt nach Potsdam oder ganz woanders hin. Und wenn sich die Autofahrer beim Hersteller beschweren, würde dieser kontern „Da müssen Sie das Navi falsch verstanden oder ein falsches Ziel eingegeben haben.“

Unvorstellbar, liebe Leser, da haben Sie Recht.

Umso unvorstellbarer ist es, dass Führungskräfte es sich immer wieder erlauben, Aussagen zu treffen, die nicht zutreffend sind, auf die sich Mitarbeiter schlichtweg nicht verlassen können.

Was die Führungskraft sagt, stimmt nicht überein, mit dem was sie tut.

Was passiert, wenn Sätze ohne die zugesagten Folgen bleiben?

 „Im Rahmen der nächsten Konferenz werde ich Ihre Beförderung bekannt geben“

„Ich werde ab kommenden Montag einmal wöchentlich in Ihre Niederlassung kommen, um Sie bei Ihrer neuen Aufgabe zu unterstützen“

„Wenn das Ergebnis des nächsten Quartals xy entspricht, stimme ich der Einstellung eines weiteren Mitarbeiters zu.“

Große Worte, denen keine entsprechenden Taten folgen, verpuffen und hinterlassen einen faden Beigeschmack.

Ein Autofahrer, der zum wiederholten Male von seinem Navigationssystem falsch geleitet wurde, tauscht dieses aus, aktiviert google maps auf seinem Handy oder fährt nach altbewährter Straßenkarte.

Was machen Mitarbeiter, deren Führungskraft zum xten Male etwas anderes tut als vorher avisiert?

Die Mitarbeiter ziehen sich zurück, sie vertrauen ihrem Chef nicht mehr, sie akzeptieren ihn nur noch als den Vor-gesetzten und wählen ihn innerlich ab. Die Motivation des Mitarbeiters leidet, innere oder tatsächliche Kündigung sind mögliche Folgen.

Überlegen Sie als Führungskraft gut, ob das, was sie sagen wollen, dem entspricht, was sie tun werden. Wenn Sie Zweifel hegen, wählen Sie Ihre Worte bewusst und sagen Sie nur zu, was Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit halten können.

Wir leben in einer Arbeitswelt, die von ständigen und teilweise unvorhersehbaren Veränderungen gekennzeichnet ist. Zusagen und in Aussicht gestellte Entwicklungen haben oft nur limitierte Gültigkeit. Das verlangt von Führungskräften ein umso genaueres Abwägen verlässlicher Formulierungen.

Trotz genauer Abwägungen und Berücksichtigung von Einflussfaktoren kann es passieren, dass Führungskräfte Zusagen nicht einhalten können. In diesem Fall ist es sinnvoll, Mitarbeitern zu vermitteln, aus welchen Gründen die Zusage nicht in Verhalten umgesetzt werden kann.

Nehmen wir den dritten Satz der oben genannten Zitate:

„Wenn das Ergebnis des nächsten Quartals xy entspricht, stimme ich der Einstellung eines weiteren Mitarbeiters zu.“

Stellen Sie sich vor, zwei Wochen nach dieser Aussage eines Bereichsleiters, verkündet das Management, dass ab sofort ein absolutes Einstellungsstopp besteht. In diesem Fall tut der Bereichsleiter gut daran, seinem Abteilungsleiter zu erklären, dass er seine Zusage aufgrund dieser Management-Entscheidung zurücknehmen muss.

Das wird der Abteilungsleiter bedauern, aber sicherlich nachvollziehen können.

Walk the talk meint, den eigenen Worten entsprechende Taten folgen zu lassen UND im Einzelfall zu erklären, warum die Taten ausbleiben.

Meine Ausführungen gelten übrigens nicht nur für Führungskräfte, sondern gleichermaßen für jeden Menschen, der glaubwürdig und verlässlich sein möchte. Denn was überzeugt Sie mehr: das, was jemand sagt oder das, was er tut?

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine hohe Übereinstimmung zwischen Ihren Worten und Ihren Taten.

 

Nicole Pathé